Stammapostel: Alles mit Gott machen

(26.07.2012) Hamburg. Stammapostel Wilhelm Leber besuchte am Mittwoch, 25. Juli 2012, die Kirche Hamburg-Barmbek. Mit den mehr als 450 neuapostolischen Christen aus den Gemeinden Barmbek, Geesthacht, Lauenburg und Schwarzenbek feierte er einen Gottesdienst, in dem es um ein gerechtes, mit Gott geführtes Leben ging.

Als Einstieg in die Predigt wies Stammapostel Leber auf eine Bibelstelle im zweiten Buch der Könige hin, wo eine verarmte Witwe den Propheten Elisa ihre existenzielle Not schildert und die Sorge äußert, ihre beiden Söhne könnten Leibeigene ihres Schuldherrn werden. „Er sprach: Geh hin und erbitte draußen von allen deinen Nachbarinnen leere Gefäße, aber nicht zu wenig.“ (2. Könige 4,2.3) Den Ausführungen des Alten Testamentes zufolge kamen viele Gefäße zusammen, die mit Öl gefüllt wurden. Und als der letzte Krug gefüllt war, „stand das Öl.“ (vgl. 2. Könige 4,6)

Entsprechend der geschilderten Situation zeichnete der Stammapostel das ideale Bild eines Gottesdienstteilnehmers. Sein Herz wäre ein leeres Gefäß, also imstande, Gottes Wort voll und ganz aufzunehmen. Er appellierte daran, während des Gottesdienstes nicht voll von Sorgen aus dem Alltag, von quälenden Fragen oder Ärger zu sein. Diese Beeinträchtigungen müssten vor der Predigt „ausgeschüttet“ werden. „Lasst uns nicht mit einem vollen Gefäß ins Haus Gottes kommen. (…) Dann würde der Segen an uns vorbeigehen. Das Herzensgefäß muss leer sein – empfänglich für das Wort Gottes.“

Gott ist gerecht und hat Gerechtigkeit lieb

Der weiteren Predigt lag das Bibelwort aus Psalm 11,7 zugrunde: „Denn der Herr ist gerecht und hat Gerechtigkeit lieb. Die Frommen werden schauen sein Angesicht.“ Stammapostel Leber betonte zunächst den ersten Aspekt des Bibelwortes: Gott sei gerecht. Das zeige sich dadurch, dass er zu seinen Verheißungen stehe. Irrelevant sei in diesem Zusammenhang, wie schnell Gott die Verheißungen erfüllen würde. Das könne Jahrtausende dauern, schrittweise geschehen oder in einem ganz kurzen Zeitraum. „Das liegt allein in Gottes Hand“ und ändere nichts an Gottes Gerechtigkeit.

Gott wolle aber auch die Gerechtigkeit der Menschen sehen. Folglich stellte der Stammapostel die Frage, was es bedeute, gerecht vor Gott zu sein. Gerecht wäre der Mensch, der mit Gott leben würde. Dem Gerechten gegenüber stünde der Gottlose, der entsprechend ohne Gott lebe. Zu beiden, zum Gerechten und zum Gottlosen, nannte Stammapostel Leber beispielhafte Charaktere aus der Bibel. Als Gerechte, die ihr Leben mit Gott geführt hätten, bezeichnete der Stammapostel Hiob und Daniel. Als Gottlose bezeichnete er Adam und Eva sowie Kain. Sie hätten ihre Entscheidungen ohne Gott, gar gegen Gott getroffen.

Leben ohne Gott und mit Gott

Stammapostel Leber zitierte Teile eines Ausspruchs des französischen Schriftstellers Antoine de Saint-Exupéry, in dem einige Merkmale und Folgen eines gottlosen Lebens zusammengefasst werden: „Wenn die Menschen gottlos leben, sind die Sitten zügellos, die Lügen grenzenlos, die Verbrechen maßlos, die Völker friedlos, die Schulden zahllos, die Regierungen ratlos, die Politik charakterlos, die Konferenzen endlos, die Aussichten trostlos, die Kirchen kraftlos, die Christen gebetslos.“

Diese Zeilen relativierte der Stammapostel kaum, sondern er betonte, dass die Gottlosigkeit immer mehr die Herzen der Menschen ergreife. Diesem Trend nicht zu folgen, stattdessen alles mit Gott zu machen und jeden Gedanken mit Gott zu fassen, sei die sich lohnende Aufgabe eines jeden Christen. „Dass uns das nicht hundertprozentig gelingt, das will ich auch sagen“, so Stammapostel Leber. „Vollkommen gerecht – das geht nicht.“ Doch mit Jesus Christus käme eine andere Qualität hinzu, nämlich die Möglichkeit, durch Gnade gerecht werden zu können. „Aus dem Glauben, aus dem Ergreifen der Gnade, werden die Mängel immer wieder überdeckt und beseitigt. Das ist ein großer Trost.“

Nationale und internationale Gäste

In Begleitung des Stammapostels befanden sich – neben den Aposteln und Bischöfen aus Norddeutschland – die Bezirksapostel Armin Brinkmann (Nordrhein-Westfalen), Bernd Koberstein (Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland), Leonard R. Kolb (USA), Wolfgang Nadolny (Berlin-Brandenburg) und Bezirksapostelhelfer John Sobottka (Kanada), die bereits am Morgen zu einer Tagung in Hamburg zusammengekommen waren. Zum Gottesdienst waren außerdem alle amtierenden wie ehemaligen Bezirksämter und Gemeindevorsteher des Bezirks Hamburg-Ost eingeladen.

Bezirksapostel Brinkmann war der erste, der die Predigt von Stammapostel Leber ergänzte: „Gott sagt nicht immer, dass du links oder rechts gehen sollst – geh weiter, solange die Ampel grün ist.“ Das Bild der Ampel griff Bezirksapostel Koberstein auf: „Mit Gott ist immer grün. Das ist gut, denn wir haben es eilig auf unserem Weg zum Glaubensziel und können keine rote Ampel gebrauchen.“ Weitere Impulse folgten von Bezirksapostel Nadolny („Eine falsche Form von Gerechtigkeit ist die Selbstgerechtigkeit. Sie führt in die Gottlosigkeit.“) und abschließend von Bezirksapostel Kolb: „Mit Gott zu sein – das setzt auch die Bereitschaft sich zu verändern voraus.“

Die Gastgebergemeinde Barmbek

Barmbek gehört zu den ältesten Gemeinden der Neuapostolischen Kirche Hamburg. Die Gemeinde, zu der rund 500 neuapostolische Christen gehören, feierte 2009 ihr 100-jähriges Bestehen und 2002 das 50-jährige Bestehen des Kirchengebäudes.

Der erste Gottesdienst fand im Dezember 1909 statt. 43 Jahre lang wurden die Gottesdienste in verschiedenen Versammlungsstätten gefeiert, bis 1952 ein eigenes Kirchengebäude errichtet und fortan entsprechend genutzt werden konnte.

Dritter Stammapostelbesuch für Barmbek

1952 besuchte Johann Gottfried Bischoff, Stammapostel von 1930 bis 1960, die Kirche Hamburg-Barmbek. Der nächste Besuch eines Stammapostels erfolgte erst 43 Jahre später: 1995 von Richard Fehr, der die Neuapostolische Kirche von 1988 bis 2005 leitete. In seiner Begleitung befand sich unter anderem Wilhelm Leber, der damals als Bezirksapostel für Norddeutschland tätig war.

Mit seinem Besuch am 25. Juli feierte Wilhelm Leber erstmalig als Stammapostel einen Gottesdienst in der Schwalbenstraße. In Barmbek war damit zum dritten Mal innerhalb von 60 Jahren ein Stammapostel zu Gast. Einen weiteren Gottesdienst wird die Gemeinde mit Stammapostel Leber (65), geistliches Oberhaupt seit Pfingsten 2005, voraussichtlich nicht mehr erleben. Den Bezirk Hamburg-Ost besucht er das nächste Mal Pfingsten 2013 in Barmbeks Nachbargemeinde Borgfelde.

Nächstes Wiedersehen: Lübeck

Stammapostel Leber tritt von Hamburg aus seine Reise nach Afrika an, wo die Neuapostolische Kirche ihre meisten Mitglieder zählt. Am 5. August wird er in Durban, der zweitgrößten Stadt Südafrikas, und am 7. August in der 900 Kilometer entfernten Metropole Port Elizabeth einen Gottesdienst feiern.

Im Anschluss seiner Südafrika-Reise kehrt der Stammapostel nach Norddeutschland zurück. Am 11. August ist er in einer Jugendstunde in Lübeck zu Gast und am 12. August möchte er im Rahmen eines Gottesdienstes in der Musik- und Kongresshalle Lübeck zu allen neuapostolischen Christen des Bezirks sprechen. Lübeck gehört neben acht weiteren Bezirken zum Bereich Hamburg, dem mitgliederstärksten Bereich der Neuapostolischen Kirche Norddeutschland.

Text: Björn Renz

Fotos: Heino Sartor

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